Das Kernfach EUKLID
Der B.A.-Studiengang Euklid gliedert sich im Kernfach in drei Phasen. Durch den umfangreichen Wahlpflichtbereich im Kernfach stehen zahlreiche Freiheiten bei der Gestaltung des Studiums zur Verfügung.
In der Einführungsphase werden in Basismodulen die grundlegenden methodischen Fähigkeiten erworben, um die Europäische Kultur und Ideengeschichte erfolgreich studieren zu können:
- Grundlagen der Geschichtswissenschaft: In diesem Basismodul geht es um Fragen der Quellenkunde und der Analyse historischer Texte.
- Ars Rationalis: In diesem Basismodul lernen die Studierenden begriffliche und sprachliche Strukturen mittels Logik und Argumentationstheorie zu durchdringen und Argumente auf ihre Schlüssigkeit zu prüfen.
- Einführung in die Philosophie: In diesem Basismodul machen sich die Studierenden mit den grundlegenden Fragen der Philosophie und ihrer spezifischen Herangehensweise vertraut.
In der Aufbauphase im zweiten Studienjahr werden vier von fünf möglichen Aufbaumodule aus dem Wahlpflichtbereich (s. u.) gewählt.
Die Themen der konkreten Lehrveranstaltungen in den Modulen ändern sich für gewöhnlich von Semester zu Semester und es werden stets auch mehrere Seminare zur Auswahl angeboten. Dieses exemplarische Lernen mit seiner Vertiefung von wechselnden Themen entspricht der geisteswissenschaftlichen Tradition. Auf diese Weise werden erhebliche Freiheiten in der Studiengestaltung ermöglicht.
In den Veranstaltungen der Aufbaumodule wird das Verfassen kürzerer wissenschaftlicher Texte ohne Notendruck erlernt, indem Referate angefertigt und gestellte Hausaufgaben bearbeitet werden, die von den Lehrkräften bewertet und kommentiert werden. Lediglich die das Modul abschließende Hausarbeit, die einer Veranstaltung des Moduls zugeordnet ist, wird benotet.
In der Vertiefungsphase werden zwei der gewählten Aufbaumodule als Vertiefungsmodulen (zum Wahlpflichtbereich) fortgeführt und schließlich in einem davon die Bachelorarbeit geschrieben. In der Vertiefungsphase werden die Studierenden darauf vorbereitet, in den von ihnen gewählten Modulen einen wissenschaftlichen Vortrag und eine wissenschaftliche Abhandlung zu verfassen. In den Hauptseminaren, gelegentlich auch Vorlesungen, lernen sie, wie an den einschlägigen Textkorpus des Schwerpunkts Forschungsfragen zu formulieren und zu beantworten sind.
Wahlpflichtbereich (Kernfach)
Der B.A.-Studiengang Euklid erlaubt in der Aufbau- und Vertiefungsphase eine große Freiheit bei der Studiengestaltung. Hierzu steht ein vielfältiger Wahlpflichtbereich im Kernfach zur Verfügung.
In Karlsruhe liegt der Fokus in der Theoretischen Philosophie auf der Wissenschaftstheorie und ‑philosophie. Dabei spielt insbesondere die Frage eine Rolle, was das Spezifische an wissenschaftlicher Erkenntnis ist. Was zeichnet die Methoden der Naturwissenschaften aus und wie unterscheiden sich diese z. B. von denen der Geisteswissenschaften? Welche Standards müssen erfüllt sein, um Aussagen oder Theorien zu bestätigen und wie sind diese Standards ihrerseits gerechtfertigt? Was bedeuten Grundbegriffe wie „Wissen“, „Kausalität“ oder „Naturgesetz“ eigentlich? Was zeichnet wissenschaftliche Erklärungen aus und wie funktioniert Theoriebildung? Welche Rolle spielen Experimente und Modelle? Wie „wissenschaftlich“ sind Prognosen über technische Entwicklungen und welche Annahmen liegen Risikobewertungen zugrunde?
Praktische Philosophie
Die Praktische Philosophie umfasst in Karlsruhe als Schwerpunkte die Moralphilosophie (Ethik), die Politische Philosophie und die Sozial- und Rechtsphilosophie. Sie untersucht zum einen begriffliche und theoretische Grundfragen, z. B. die Frage nach der Begründbarkeit und dem Status moralischer Urteile. Zum anderen beschäftigt sie sich mit konkreten Fragestellungen wie der moralischen Beurteilung von Geoengineering oder der Frage, ob Bürger eines reichen Landes dazu verpflichtet sind, die ärmsten Teile der Weltbevölkerung zu unterstützen.
Ideen, Begriffe, Konzepte
In diesem Modul werden Themen der Ideen-, Begriffs- oder Diskursgeschichte behandelt. Dabei werden Schlüsselbegriffen wie z. B. „Gerechtigkeit“, „Demokratie“, „Technik“ oder „Natur“ in den Blick genommen, die das Denken und die Lebensweise in Europa in vergangenen Epochen geprägt haben. Die Bedeutung solcher Begriffe wird ebenso untersucht wie deren Wandel und die historischen Kontexte, die zu einer bestimmten Zeit den Gebrauch dieser Begriffe geprägt haben.
In der Politischen Geschichte stehen die politisch Handelnden und deren Einbettung im europäischen bzw. weltgeschichtlichen Kontext im Fokus. Im Euklid-Studiengang liegt der Schwerpunkt vor allem auf der Geschichte Deutschlands und auf der historischen Rekonstruktion der Grundprobleme der europäischen Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart.
In der Kulturgeschichte der Technik werden der historische Wandel von Technik in ihre Verwobenheit mit Gesellschaft, Kultur und Umwelt untersucht. Dabei geht sie von einem weiten Technikbegriff aus: Jedes Handeln ist untrennbar mit Technik verbunden und Technik beinhaltet technische Artefakte sowie technische Strukturen und Wissensbestände zum Umgang mit Technik. Der Schwerpunkt der Technikgeschichte in Karlsruhe liegt auf der Moderne. Beispielhafte Fragestellungen unserer Forschung sind: Mit welchen gesellschaftlichen Werten und Hoffnungen waren und sind Techniken verbunden? Welchen Einfluss haben Nutzerinnen und Nutzer auf die Technikentwicklung? Wie verändert Technik auf lange Sicht den Alltag und die Umwelt? Und wie lässt sich der bisherige Fokus der Technikgeschichte, der zunächst auf Produktion und Erfindung lag und seit einiger Zeit auch die Nutzung von Technik beinhaltet, weiter in Richtung Umgang und Entsorgen von alter Technik ausweiten?